Nik Hartmann
führt als Erzähler durch die Rocky Horror Show im Theater 11 Zürich
Patrick Strössler ist seit acht Jahren Rektor an der Kantonsschule in Zofingen.
Bild: Gemma Chillà
Im April vor 50 Jahren stand fest: Zofingen erhält eine Kantonsschule. Rund drei Jahre später konnten die ersten Kantischülerinnen und -schüler Fuss in die Zofinger Räumlichkeiten setzen. Um dieses halbe Jahrhundert Kanti Zofingen zu feiern, findet am 23. September ein Jubiläumstag statt. Rektor Patrick Strössler im Gespräch.
Zofingen Dass die Kanti Zofingen vor fünf Jahrzehnten gegründet wurde, ist unter anderem Werner Schär zu verdanken. Dem Bezirksschullehrer und Grossrat gelang es, durch seinen politischen Einsatz im Jahr 1973 seine Vision von einer Kantonsschule in Zofingen in die Realität umzusetzen. Die ersten drei Jahre ging es für die Schülerinnen und Schüler aber noch nach Olten in die «Zweigstelle Kantonsschule Aarau». Denn das Gebäude in Zofingen musste erst noch erbaut werden. 1976 erfolgte dann die Aufnahme des Betriebs im Bildungszentrum Zofingen mit 225 Schülerinnen und Schülern. Das Bildungszentrum Zofingen, kurz BZZ, ist im Kanton Aargau das Einzige seiner Art. Nebst der Kanti mit Gymnasium und seit diesem Jahr neu mit der FMS mit drei Berufsfeldern, befinden sich die Berufsschule Zofingen, Weiterbildung Zofingen, die Heilpädagogische Schule und «inovatech» – eine Höhere Fachschule – auf dem Areal. Zudem liegt die Primarschule auch auf dem Gelände.
In den 2010er Jahren war die Kanti Zofingen öfters ein Gesprächsthema. Ob es sich denn lohnen würde, die Mittelschule in Zofingen beizubehalten, fragte sich die Politik aufgrund einer geringen Anzahl an Schülerinnen und Schülern. Heute zeigt sich jedoch, die Kanti konnte sich erholen und ist mit rund 500 Lernenden 80 % ausgelastet. «Als ich angefangen habe, waren es noch rund 380 Schülerinnen und Schüler», erzählt Patrick Strössler, der im Schuljahr 2015/16 die Position des Rektors übernommen hat. In diesen acht Jahren sei jedes Schuljahr eine individuelle Erfahrung gewesen.
Die überschaubare Grösse der Zofinger Mittelschule verleiht ihr eine familiäre Atmosphäre. «Das wird von vielen geschätzt», so Strössler. «Ich kenne zumindest vom Sehen her alle Schülerinnen und Schüler, aber ich kann sicher nicht alle Namen», schmunzelt der Schulleiter. Auch die Lehrpersonen hätten einen guten Draht zueinander.
Die Digitalisierung beziehungsweise deren Entwicklung sei laut Strössler ein weiterer auszeichnender Aspekt der Schule. Im Schuljahr 2016/17 wurde das Konzept «Bring Your Own Device», kurz BYOD, in den Unterricht integriert. Somit war die Kantonsschule Zofingen in dem Bereich landesweit eine Pionierin. Vor fünf Jahren rief die Kantonsschule Zofingen den DigitalDay ins Leben. Dieser richtet sich an alle Mittelschullehrpersonen in der Deutschschweiz. «Der DigitalDay ist ein grosser Erfolg, etwa 200 Personen kommen jährlich hierhin. Es finden Vorträge und Workshops zu digitalen Themen statt», erklärt Strössler. Neu wird der DigitalDay gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Bern durchgeführt.
In Zofingen setzt man auf selbstorientiertes Lernen (SOL). Seit 15 Jahren ist SOL ein fester Bestandteil an der Schule, der gefördert wird. Die Schülerinnen und Schüler haben jeweils einen halben Tag zur Verfügung, der sich nicht nach dem normalen Stundenplan richtet, sondern an dem sie eben selbstständig Aufgaben oder Projekte angehen, die bis zu einem gewissen Zeitpunkt erledigt werden müssen.
Natürlich war der Pandemie-Ausbruch auch für die Mittelschule in Zofingen Neuland. Doch einen Vorteil hatte die Kanti Zofingen: Sie war bereits komplett auf «Bring Your Own Device» eingestellt. Das heisst, alle Schülerinnen und Schüler besassen schon einen eigenen Laptop, welcher auch in der Schule verwendet wurde. Mit Kommunikationsprogrammen wie «Teams» war man ebenfalls vorgängig bekannt, was den gemeinsamen Austausch von zu Hause aus erleichterte. Die Kommunikation mit den Schülerinnen und Schüler sei sehr wichtig gewesen, gerade weil man nicht vor Ort war, erläutert der Rektor. Auch die stets wechselnden Vorgaben von Kanton und Bund musste man auf dem Radar haben und auf dem neusten Stand sein: «Wir mussten das Kanti-Fest, welches schon fertig aufgestellt war, am gleichen Tag absagen», erinnert sich Strössler zurück an den März 2020.
Die zunehmenden psychischen Belastungen, unter welchen viele Jugendliche leiden, machen sich auch in der Kantonsschule vermehrt bemerkbar. Strössler erzählt, dass dies nicht nur an der Zofinger Kantonsschule ein Thema sei. Auch an den restlichen Gymnasien und Schulen werden steigend Fälle festgestellt. Dies habe laut Strössler verschiedene Gründe. Natürlich habe auch die Pandemie ihren Teil dazu beigetragen. «Schulische Gesundheit ist ein sehr wichtiges Thema und ist seit letztem Jahr ein Schwerpunkt bei uns», erklärt Strössler. Mit verschiedenen Massnahmen wie dem Gesundheitshalbtag spreche man diese Thematik konkret an.
Für Patrick Strössler ist es wichtig, dass deshalb aufeinander geschaut wird. Nebst dem normalen Schulunterricht seien für den Rektor Projekte und Veranstaltungen besonders schön. Die Momente, in denen man seine Mitmenschen auf eine andere Art kennenlernt, die nicht im Unterrichtskontext steht.
Um ihren 50. Geburtstag zu feiern, lädt die Kantonsschule jede/n Interessierte/n zum Jubiläumstag ein. Es soll kein klassischer Tag der offenen Tür werden; in den verschiedenen Räumlichkeiten der Schule stellen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Fächer vor, wo die Besuchenden interaktiv teilnehmen können. Zudem wird beim offiziellen Festakt – der ebenfalls öffentlich zugänglich ist – eine ganz spezielle Jubiläumsschrift enthüllt. Die Plätze sind da jedoch beschränkt.
Von Gemma Chillà
Samstag, 23. September ab 9 Uhr
Festakt von 11.15 bis 12 Uhr
Mehr Infos unter: kszofingen.ch
Lade Fotos..